2014 Eine Liebe in Gelb
Eine Liebe in Gelb
Es muss wohl in den Jahren vor der Jahrhundertwende gewesen sein. Es waren die Jahre der Tomatenrevolution. Jedenfalls in einer Zeit, als unsere zwei Großen schon in die Schule und die beiden Zwillingsmädchen noch in den Kindergarten gingen.
An einem Samstag, beim „Tag der offenen Tür“ in einem Gartenfachgeschäft habe ich sie entdeckt. Eigentlich war ich ja wegen der Balkonblumen hier. Die waren aber schnell ausgesucht, so dass mir noch Zeit blieb, mich bei den Gemüsepflanzen umzuschauen.
An einem Samstag, beim „Tag der offenen Tür“ in einem Gartenfachgeschäft habe ich sie entdeckt. Eigentlich war ich ja wegen der Balkonblumen hier. Die waren aber schnell ausgesucht, so dass mir noch Zeit blieb, mich bei den Gemüsepflanzen umzuschauen.
Mein Blick blieb an einem Töpfchen mit dem Ettikett „Gelbe Eiertomate“ hängen. Ich war erfreut und erstaunt gleichermaßen. Eine gelbe Tomate, und das in einer „ganz normalen Gärtnerei“ .
Inzwischen findet man ja beinahe in jeder Gärtnerei ein großes Sortiment an verschieden großen Tomaten in vielen Farben und Formen, aber damals gab es eigentlich nur Pflanzen der „Einheitstomate“ zu kaufen: Rot. Rund. Mittelgroß und mit ebenso mittelmäßigem Geschmack.
Samen von bunten Tomaten waren der Geheimtipp unter den Ökofreaks und schwer zu bekommen.
Samen von bunten Tomaten waren der Geheimtipp unter den Ökofreaks und schwer zu bekommen.
1996, also ein oder zwei Jahre vorher, hatte ich zufällig in einem ökologischen Gartenmagazin einen Artikel über alte Tomatensorten und Ihre Vermehrung gelesen, der mich sehr fasziniert hatte. Vom Autor, Gerhard Bohl, war eine Adresse angegeben, über die man einen Samenmix der im Artikel erwähnten bunten Sorten erhalten konnte. Das war mein erster Kontakt zum „Privaten Samenarchiv des Gerhard Bohl“ . Die bestellten Samen gediehen, damals noch im Freiland unter gelochter, grüner Tomatenfolie, prächtig und erfreuten uns sowohl durch außergewöhnliche Farben und Formen, als auch durch den hervorragenden Geschmack. – Mein Liebe zu Tomaten war entfacht.
Aber zurück zu jenem denkwürdigen Samstag Anfang Mai in Straubing:
Ich ließ mir die Gelegenheit, eine „besondere“ Tomate zu erstehen natürlich nicht entgehen und so brachte ich an diesem Tag nicht nur Geranien und Fuchsien, sondern auch eine kleine Tomatenpflanze mit nach Hause. Wie die Tomatenfrucht aussehen sollte, davon hatte ich keine Ahnung, denn das Ettikett war nur beschriftet – kein Bild – keine weiteren Angaben. Vermutlich gelb und in Form und Größe eines Eies? – Egal, Hauptsache nicht rot und „normal“.
Ich ließ mir die Gelegenheit, eine „besondere“ Tomate zu erstehen natürlich nicht entgehen und so brachte ich an diesem Tag nicht nur Geranien und Fuchsien, sondern auch eine kleine Tomatenpflanze mit nach Hause. Wie die Tomatenfrucht aussehen sollte, davon hatte ich keine Ahnung, denn das Ettikett war nur beschriftet – kein Bild – keine weiteren Angaben. Vermutlich gelb und in Form und Größe eines Eies? – Egal, Hauptsache nicht rot und „normal“.
Was aber wirklich daraus wurde, hat mich dann doch erstaunt. Die wüchsige Pflanze bekam in den nächsten Monaten viele Blütenrispen mit je 10 bis 20 kleinen Tomätchen. Eine kleine gelbe Obsttomate in Birnenform, nicht größer als die damals erst vereinzelt in den Geschäften auftauchenden Coktailtomaten. „Naja, war wohl nix mit Ei“, grinste ich und schob mir erwartungsvoll die erste reife Frucht in den Mund. Und ich wurde nicht enttäuscht. Fruchtig war sie, aber nicht zu süß, eher leicht säuerlich und ungewöhnlich aromatisch. – SO müssen Tomaten schmecken!
Und es kam, wie es kommen musste:
Nachdem ich meine Kinder anfangs zum Probieren der ersten gelben Früchtchen regelrecht überreden musste (sie hätten die Birnchen lieber nur zu „Kaufladen-Spielen“ genommen – nicht zu Unrecht, denn sie sehen wirklich toll aus und haben genau die richtige Größe) war es bald schwer, überhaupt noch reife Tomaten der Sorte zu erwischen. Denn sobald ihre Farbe von Grün nach Gelb umschlug, wurde sie sofort von irgendeinem Familienmitglied direkt vom Strauch weg gegessen. Sogar mein Mann, der meiner neu entfachten Bunte-Tomaten-Vorliebe eher skeptisch gegenüber stand, war sofort von der kleinen Gelben begeistert.
Wie gut, dass ich aus dem Gartenmagazin wusste, wie man die Tomaten am besten vermehrt.
So habe ich in jenem Jahr neben den Samen der bunten Bohl-Tomaten auch Samen der Gelben Eiertomate vermehrt. Allerdings erschien mir der Name nicht korrekt. „ Da muss wohl was schiefgelaufen sein“, dachte ich bei mir und schrieb auf das Samentütchen kurzer Hand „Gelbe Birnchen“ als Sortenbezeichnung.
Gut 15 Jahre ist das nun her und ich habe die Sorte all die Jahre weitervermehrt, mit anderen Tomatenfreaks getauscht, Früchte, Samen und Pflanzen verschenkt und sogar bei E-Bay versteigert. Alle waren ausnahmslos begeistert von dieser Sorte.
Obwohl ich inzwischen schon viele Tomatenraritäten ausprobiert habe, ist sie immer noch eine der besten und robustesten, die ich je hatte. Anspruchslos und kulinarisch vielseitig zu verwenden. Sie macht sich, schon wegen der Farbe, gut in jedem Tomatengericht, ist in jedem Salat eine Zierde und schmeckt uns am allerbesten frisch von der Staude. Sie ist unglaublich wüchsig und abgeknickte Triebe fangen sofort an, neue Wurzeln zu bilden. Leider ist sie nicht resistent (aber auch nicht sehr empfindlich) gegen Braunfäule, aber sie wächst sehr schnell, so dass man, bei guter Pflege, schon eine gute Ernte hat, bevor die Braunfäule zuschlägt.
Wie gesagt, all die Jahre hat uns das „Gelbe Birnchen“ begleitet – bis vor 2 Jahren. Nein, ich habe mich nicht freiwillig von ihm getrennt.
Irgendwie hatte ich es über 4-5 Jahre nicht geschafft, sie weiterzuvermehren.
Ich erinnere mich noch, dass in einem Jahr alle schon fertig gefüllten und beschrifteten Samentütchen eines Jahres – und das waren mindestens 20 verschiedene Sorten – abhanden gekommen sind. Vermutlich sind sie der Papiertonne zum Opfer gefallen. Sicherlich gab es auch Jahre, wo ich einfach zu gestresst oder zu faul war, Samen zu nehmen.
Jedenfalls hatte ich vor 2 Jahren nur noch ein Tütchen mit vielen aber weit über 5 Jahre alten Samen dieser Sorte. Kurz entschlossen habe ich Anfang März 2012 alle dicht an dicht gesät, in der Hoffnung, einigevon Ihnen würden noch keimen.
Irgendwie hatte ich es über 4-5 Jahre nicht geschafft, sie weiterzuvermehren.
Ich erinnere mich noch, dass in einem Jahr alle schon fertig gefüllten und beschrifteten Samentütchen eines Jahres – und das waren mindestens 20 verschiedene Sorten – abhanden gekommen sind. Vermutlich sind sie der Papiertonne zum Opfer gefallen. Sicherlich gab es auch Jahre, wo ich einfach zu gestresst oder zu faul war, Samen zu nehmen.
Jedenfalls hatte ich vor 2 Jahren nur noch ein Tütchen mit vielen aber weit über 5 Jahre alten Samen dieser Sorte. Kurz entschlossen habe ich Anfang März 2012 alle dicht an dicht gesät, in der Hoffnung, einigevon Ihnen würden noch keimen.
Das Auflaufen dauerte ungewöhnlich lange, erst nach 2-3 Wochen rührte sich etwas. Dafür aber mit geballter Kraft. Es sah aus als sei jeder einzelne Samen seiner Bestimmung nachgekommen. Und so standen sie dicht gedrängt in meiner Aussaatschale auf dem Fensterbrett unseres Wohnzimmers. Ich goss besonders viel und nahm mir vor, sie gleich zu pikieren, sobald sich das erste „echte Blattpaar „ zeigt. Leider kam es nicht soweit. Der engen Stand, die hohe Feuchtigkeit und die schlechten Lichtverhältnisse begünstigten eine Pilzerkrankung, die meine Pflänzchen innerhalb weniger Tage dahin raffte.
Die letzten 2-3, die überlebt hatten, topfte ich ein und irgendwie habe ich es dann doch geschafft, eine Pflanze durchzubringen. Zur Erntezeit legte ich einige Tomätchen zur Seite, von 3-4 schönen Früchten nahm ich Samen. Meine Tomatenwelt schien wieder in Ordnung.
Aber leider war es mir auch ein Jahr später nicht vergönnt, meine Lieblingstomaten zu genießen. Ich hatte früh gesät und einen Teil der Tomaten bereits pikiert. Diese stellte ich tagsüber ins Gewächshaus, da im Haus nicht genügend Platz war. Darunter auch die „Gelben Birnchen“. Eines Abends habe ich vergessen, die Pflanzen ins Haus zu bringen und so musste ich am nächsten Morgen feststellen, dass sie alle erfroren waren. „Bin ich blöd! Ich könnte mich in den Hintern beißen! Ich Dummkopf!“Aber alles Jammern und Weinen half nichts – auch in diesem Jahr gab es keine „Gelben Birnchen“. Und was noch viel schlimmer war, keinem Samen.
Als ich vor 2 Wochen Tomaten ansäte, stellte ich fest, dass kein Körnchen der „gelben Birnchen“ mehr da war und glaubte diese Sorte für immer verloren. Ob wohl meine Schwester diese Sorte vermehrt hätte? Im Handel gibt es inzwischen jede Menge gelber birnenförmiger Tomaten, aber welche ist „meine Sorte“? – ich hatte ja keinen Sortennamen und keine Beschreibung schien wirklich hundertprozentig zu passen.
Ich war sehr traurig und wütend über meine Dummheit. Da kam mir der Zufall zu Hilfe:
Beim Suchen von Pflanzettiketten fand ich im Kellerregal die restlichen zwei, drei Birnchen, die 1,5 Jahre zuvor unbeachtet im Kellerregal liegen geblieben ware. Sie hatte lange gehalten ohne zu Faulen, die Heizungsluft hatte die kleinen Früchtchen so stark getrocknet, dass sie beim Zusammendrücken bröselten. Kurzerhand nahm ich die Fruchtmumien, puhlte alle Samen aus dem vertrockneten Fruchtfleisch so gut ich konnte heraus und warf die vielen kleinen Körnchen auf Aussaaterde in einer ausgedienten Avocadobox mit Deckel (Damit die Luftfeuchtigkeit hoch ist). Ich deckte sie mit etwas Erde ab - Sollten Sie nun tun, was sie wollten!
Zuerst sah es so aus, als sollte das Experiment misslingen, denn die am gleichen Tag gesäten andern Sorten waren wegen der sonnigen Witterung innerhalb weniger Tage aufgelaufen. „Da tut sich nix“ habe ich entäuscht einer Freundin erzählt.
Aber, wie all die Jahre, hat mich das „Gelbe Birnchen“ auch in diesem Jahr nicht enttäuscht. Nach einer gute Woche sieht man Keimlinge wie kleine weiße Würmchen aus der Erde spitzen und erste Blättchen zeigen sich. „Oh, da kommt ja noch eine und noch eine…“ freue ich mich.
Was mach ich nur mit so vielen? Hm, ich denke, ich werde die meisten davon verschenken.
Aber, wie all die Jahre, hat mich das „Gelbe Birnchen“ auch in diesem Jahr nicht enttäuscht. Nach einer gute Woche sieht man Keimlinge wie kleine weiße Würmchen aus der Erde spitzen und erste Blättchen zeigen sich. „Oh, da kommt ja noch eine und noch eine…“ freue ich mich.
Was mach ich nur mit so vielen? Hm, ich denke, ich werde die meisten davon verschenken.
Ach, ich habe dich mit meiner Begeisterung angesteckt du möchtest auch einmal ein „Gelbes Birnchen“ aus deinem Tomatengarten ernten?
Gerne!! Ich gebe überzählige Pflänzchen ab, sobald man sie vereinzeln kann und solange der Vorrat reicht.
Am besten noch bevor ich die Chance habe, durch irgendwelche blöden Aktionen, den ganzen Bestand für immer zu vernichten.
Einfach melden beim OGV Rettenbach oder bei mir persönlich.
Gerda